Die psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Ist sie beeinträchtigt steigt das Risiko, von beruflicher und sozialer Teilhabe ausgeschlossen zu sein. Dies kann wiederum den Erkrankungsverlauf und die Lebensqualität verschlechtern und hat massive Auswirkungen – für Betroffene, aber auch für die Angehörigen.
Doch was befähigt zur Teilhabe am sozialen, wie auch beruflichen Leben? Neben dem Grad der Erkrankung, den individuellen Fähigkeiten und der Belastbarkeit ist ein wesentlicher Faktor die Mobilität. Erreichbarkeit, Angebot, Ausstattung, Kosten u.v.m. beeinflussen das Mobilitätsverhalten, wie auch die Akzeptanz und Inanspruchnahme des ÖPNV seitens der psychisch belasteten Personen.
Es gibt natürlich Mobilitäts- und Fahrdienste, die aber nur unter bestimmten Voraussetzungen für den Berufsweg, die Fahrt zu Therapien und zu sonstigen Aktivitäten des sozialen Miteinanders etc. in Anspruch genommen werden können. Der Großteil der psychisch erkrankten Personen ist auf den ÖPNV angewiesen bzw. müssen die Angehörigen die Fahrdienste unentgeltlich und mit großem Zeitaufwand übernehmen.
Vor diesem Hintergrund wurde an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) ein Projekt entwickelt, welches inklusive Mobilitätslösungen für Menschen mit vorrangig psychischen Einschränkungen erarbeitet, um eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Bedürfnisse im Bereich inklusiver Mobilität für diesen Personenkreis zu erlangen.
Im ersten Studienabschnitt wurden im Rahmen von Experten-Interviews (Profis/Behandler) Erfahrungen und Einschätzungen zum Mobilitätsverhalten und den besonderen Bedarfen der Klienten sowie zu deren Teilhabehindernissen erfasst. Wie können psychische Erkrankungen und Einschränkungen das individuelle Mobilitätsverhalten von betroffenen Personengruppen beeinflussen?
Carina Manger und Anna Preiwisch, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) stellen uns am Donnerstag, 16.10.2025 diese ersten Studienergebnisse vor, die durch die Zusammenarbeit mit dem Klinikum Ingolstadt entstanden sind.
Im zweiten Studienabschnitt soll nun im Rahmen unseres Themenabends die Perspektive von Betroffenen selbst, als auch von deren Angehörigen diskutiert werden, so z. B.:
- Welche spezifischen Herausforderungen erleben Angehörige von Personen mit psychischen Erkrankungen im Alltag in Bezug auf deren persönliche Mobilität?
- Wie beeinflusst die eingeschränkte Mobilität von Betroffenen die Alltagsgestaltung und Belastung der Angehörigen?
- Welche Strategien oder Unterstützungsformen nutzen Angehörige, um mit Mobilitätseinschränkungen von Betroffenen umzugehen?
- Welche Wünsche oder Bedarfe haben Angehörige in Bezug auf Mobilitätsangebote, die sowohl Betroffene als auch Angehörige entlasten könnten?
Die Erfahrungen und Ergebnisse werden in strukturierter und anonymisierter Form erfasst und werden sowohl in das Forschungsprojekt selbst einfließen, als auch mit der Stadt Ingolstadt (Inklusionsrat) bzw. den zuständigen Stellen in der Region 10 besprochen.
Wir laden ein zu einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch mit den Studienleiterinnen zu diesem Thema, welches uns Angehörige und psychisch kranken Menschen Nahestehende aber v. a. auch unsere betroffenen Angehörigen in vielfältigster Weise beansprucht und unsere Tagesabläufe beeinflusst. Es freut uns, wenn wir aufgrund unserer Erfahrungen Anregungen und Impulse geben können, das Mobilitätsangebot in der Region neu zu denken, mit dem Ziel, die Teilhabe von psychisch erkrankten Menschen zu verbessern und die Belastung von uns Angehörigen zu reduzieren.